Respekt, aber keine Angst vor Asbest

Immer wieder kommen wir bei Hausbesichtigungen mit Interessenten in Kontakt, welche in Anbetracht einer möglichen Renovation ihre Bedenken zu möglichem Asbestvorkommen äussern. Falls auch Sie, liebe Leserinnen und Leser unseres Graf & Partner Blogs, lediglich Negatives mit Asbest in Verbindung bringen, wollen wir Ihnen mit diesem Artikel aufzeigen, worum es sich dabei eigentlich handelt, wo Sie auf asbesthaltige Produkte treffen könnten, worin die Gefahren liegen und wie Sie sich im Umgang mit Asbest richtig verhalten.

Was ist Asbest?

Asbest ist die Bezeichnung für eine Gruppe von natürlich vorkommenden, mineralischen Fasern. Diese sind feuer-, hitze- und säurebeständig, verbinden sich leicht mit anderen Baustoffen und weisen eine hohe elektrische sowie thermische Isolierfähigkeit auf. Verschiedene Branchen, insbesondere auch die Baubranche haben diese besonderen Eigenschaften von Asbest auf vielfältige Weise genutzt.

Wo trifft man auf Asbest?

Obschon seit 1990 in der Schweiz verboten, findet sich auch heute noch in vielen älteren Häusern verbautes Asbest. Vielfach wurde es in folgenden Bereichen eingebaut:

  • Dächer
  • Fassaden
  • Bodenbeläge
  • Fensterbänke
  • Elektroinstallationen
  • Haushaltsgeräte

Asbest wurde dabei in fest oder schwach gebundener Form verarbeitet. Die Unterscheidung ist deswegen wichtig, weil je nach Verbund die Gesundheitsgefährdung unterschiedlich hoch ist.

Fest gebundener Asbest:

Asbestfasern weisen eine hohe Elastizität und Zugfestigkeit auf und lassen sich gut in verschiedene Bindemittel einarbeiten. Die fest in Verbundwerkstoffen eingeschlossenen Fasern erlauben es, dünne und trotzdem stabile Produkte herzustellen. Dazu gehören beispielsweise im Verbund mit

  • Zement: Fassaden, Wellplatten, Druck- und Kanalrohre, Formwaren wie Blumenkisten und Elektroverteilungen
  • Gummi: Dichtungen
  • Harzen: Brems- und Kupplungsbeläge

Schwach gebundener Asbest:

Aufgrund seiner guten elektrischen Isolierfähigkeit, der Hitzebeständigkeit bis 1000 Grad Celsius und der Resistenz gegenüber vielen aggressiven Chemikalien wurde Asbest auch in losem Verbund mit anderen Materialien angewendet.

  • Isolationsmaterial zur Wärmedämmung und zum Brandschutz (z.B. Spritzasbestbeschichtung, Asbest-Leichtbauplatten)
  • Rückenbeschichtung von Bodenbelägen, Rohrisolationen, Elektrogeräten und Elektroverteilungen
  • Schnüre, Textilien, Füllstoffe

Gefahr:

Asbest wird dann zur Gefahr, wenn Asbest-Feinstaub durch die Atmung in die Lungenbläschen gelangt. Die feinen Partikel können sich weiträumig im Körper verteilen und können vom Organismus kaum mehr abgebaut oder ausgeschieden werden. Grössere Konzentrationen von Asbestfasern in der Luft können das Risiko für verschiedene Lungen- und Brustfellerkrankungen fördern. Vom Einatmen bis zum Ausbruch der Krankheit können 40 Jahre und mehr vergehen.

Gefährlich ist insbesondere der Kontakt mit schwach gebundenem Asbest, da bereits leichte Erschütterungen Fasern freisetzen und zu hohen Faserkonzentrationen in der Luft führen können.

Gebundener Asbest ist ungefährlich:

Das Vorhandensein asbesthaltiger Materialien in Gebäuden stellt aber grundsätzlich keine Gesundheitsgefährdung für den Aufenthalt von Menschen dar. Intakte oder verkleidete Asbestprodukte setzen ohne mechanische Einwirkung keine Fasern frei. Diese Materialien können in der Regel erst dann eine unmittelbare Gefährdung darstellen, wenn sie beispielsweise durch Sägen, Bohren oder Schleifen mechanisch bearbeitet oder beansprucht werden.
Aus diesem Grund ist insbesondere bei geplanten Eigenrenovationen höchste Vorsicht geboten und die nötigen Schutzmassnahmen sollten zwingend eingehalten werden.

Falls Sie sich nicht sicher sind, ob auch in Ihrem Eigenheim Asbest verbaut wurde, so empfehlen wir Ihnen, auch ohne unmittelbare Renovationsabsichten, eine frühzeitige Abklärung durch einen Spezialisten. So können entsprechende Massnahmen ergriffen und die Risiken für Sie und Ihre Mitbewohner minimiert werden.

Autor: Manuel Liniger